Mysterium Gin and Tonic
So komplex kann einfach sein
Wo liegt sein Ursprung? Wie finde ich (m)einen Perfect Serve? Welchen Einfluss haben die Auswahl des Gin and Tonic´s - sowie Glas, Garnitur und Mischverhältnis?
Da bestellt man ein Getränk mit nur 2 Zutaten und könnte meinen, man wüsste was man bekommt! Während man aber am köstlichen Wacholderzapfen in Flüssigform sippt, drehen sich die Gedanken plötzlich genauso wild, wie die Bubbles im entsprechend kombinierten Tonic! Was eigentlich macht diesen einen "Gin Tonic" so anders als den, welchen man gerade gestern noch auf der Zunge hatte? Nehmen wir doch erst einmal einen ordentlichen Schluck vorab und stürzen uns auf die G&T Basics!
Wie fanden Gin und Tonic eigentlich zusammen? Und wo liegt ihr Ursprung?
Beim Gin gilt es hierbei ein wenig weiter auszuholen... Erst vom Aufstieg zum Fall - dann vom Tiefpunkt zur Blüte: Wir befinden uns im holländisch- spanischen Krieg, irgendwo zwischen 1568 und 1648. Der deutsche Arzt Franciscus Sylvius de le Boie brachte in den Niederlanden eine Tinktur in Umlauf, welche gegen Nieren- und Magenerkrankungen eingesetzt wurde und sich "Genever" nannte. (frz. genièvre „Wacholderbeere“) Danach verweilte der Urvater des heutigen Gins nicht lange in seiner Heimat. Die holländischen Soldaten kämpften derzeit an der Seite der Englischen - und tranken sich mit dem Wacholderöl- versetztem Alkohol gemeinsam Mut und Gesundheit an. Die Thronbesteigung des Holländers Wilhelm der III. von Oranien in England förderte seinesgleichen den rasanten Aufstieg des Genevers zum König der Spirituosen. Neue Gesetze (welche Privatpersonen das Brennen von "Gin" erlaubten) und Einfuhrverbote für französische Produkte (demnach auch Weinbrände) führten geradezu zu einer Gin Hysterie. Diese erreichte 1727 ihren Gipfel - denn wie heisst es so schön: Je höher erklommen, desto tiefer gefallen! Der Gin - seinerzeit günstiger als Bier und demnach bei der Marine, in den Gassen und noch im letzten Thekenritzchen anzutreffen - musste in seine Schranken gewiesen werden. Man mag es treffend als Ginwahn beschreiben (welcher 1737 mit dem "Gin Act" einzudämmen versucht wurde) - denn die Bevölkerung war schlichtweg zu betrunken, um zu funktionieren. Einige berühmte Gemälde sind anschauliche Denkmäler an jene Tage, welche einen dunklen Schatten auf die heute so sommer sonnige Spirituose warfen. Denn der neue Ansatz (Produktion nur noch mit Lizenz und ein kalkulierter Preisanstieg, der den Gin für den Adel prädestinieren sollte) war theoretisch eine gute Idee, praktisch jedoch schlichtweg ein Reinfall! Geboren war die Schwarzbrennerei und der Fusel, welchen der Mondschein zu Tage brachte... Eine andere Strategie musste her. Tatsächlich schaffte der Tippling Act 1751 dem sogenannten Gin Craze ein Ende, indem er den Direktvertrieb an Endkonsumenten verbot und die Herstellung von minderwertigem Gin strafbar machte. Die Versteuerung von Getreide in den Folgejahren machte die Produktion zwar teurer, aber die Qualität des Endproduktes stieg enorm, genau wie die Lukrativität durch die industrielle Revolution. Geboren war ein neuer Qualitätsstandard, der sich kontinuierlich bis ins heutige Jahrtausend steigerte. Neue Importe brachten mehr Varianz in den Aromen - doch manch eine Destille besinnt sich heute ganz bewusst wieder auf den Ursprung der Ginseele: den frischzapfigen Wacholder. (Ihr wisst ja, welche gemeint ist ;)
Denn der sanfte Hieb mit dem Juniperus - dessen atemberaubende Frische - kickt seit mittlerweile Hunderten von Jahren unsere müden Geschmacksknospen wach. Denn der sanfte Hieb mit dem Juniperus - dessen atemberaubende Frische - kickt seit mittlerweile Hunderten von Jahren unsere müden Geschmacksknospen wach.
Wo nun aber bleibt Robin, lieber Batman?
Im wahren Leben ist es letztendlich nicht anders als im Comic: Jeder authentische Held braucht seinen Co- Pilot. Und gleich dem Warner Brothers´ Gespann, spielt auch das Tonic in unserem Longdrink keine untergeordnete Rolle - es hat historisch gesehen selber Kultstatus! Das chininhaltige Blubberwasser (mit mehr oder weniger Zuckerzusatz) kam nämlich bereits vor Jahrhunderten in Indien als Hausmittel gegen Malaria zum Einsatz: Einer Legende zufolge soll ein spanischer erkrankter Soldat in einen, von Chinarindenbäumen umgebenen, Tümpel gestürzt sein ... und sich am nächsten Tag bester Genesung erfreut haben! Das ist zweifelsohne heute schwer belegbar! Fakt ist jedoch, dass Indien als englische Kolonie viele Soldaten beherbergte, welche sich nachweislich (zur Vorsorge) das Chinin als bitteres Heilmittel gegen Malaria mit ihrem heimatlichen Gin versüßten. Die potentielle Zugabe von Zitrone oder Limette(-nschale) hatte übrigens traditionell auch einen medizinischen Hintergrund: Das Vitamin C der Zitrusfrüchte schütze vor Skorbut (Zahnausfall). Zudem passte es geschmacklich gut. Fazit: Es war ein vollmundiges Mischgetränk entstanden, welches auch noch Gesundheit versprach! Batman und Robin hatten sich gefunden.
Was macht unsere heutigen Gin and Tonic Variationen aus?
Nach der intensiven Erforschung der Frage Wie Gin und Tonic sich fanden? bleibt nun noch zu klären, was das Alles mit unserer heutigen Erfrischung im Glas zu tun hat. Denn weder wird Gin heutzutage bei Nieren- oder Magenleiden verschrieben - noch heilen wir mit dem Kohlensäure versetzten Chininwasser hierzulande Malaria. Und trotzdem erfreut sich der bitter- balancierte Longdrink einer geradezu unfassbaren Beliebtheit. Da mögen an heißen Sommertagen Scotch und Co. neidig den Kopf in den Sand stecken... Worin liegt also sein Geheimnis? Was macht eine Symbiose aus nur zwei Hauptbestandteilen so unverwechselbar und speziell? Und wieso ist es so schwer, das passende Tonic zum jeweiligen Gin zu finden? Man bedenke, dass bei mehr als 5500 Gin Marken weltweit, und über 350 Tonicwassern, die Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten ja nicht gerade knapp sind...
Hier eine kompakte DNA Analyse des beliebten Highballs.
Der Mensch ist nun einmal visuell eingestellt! Zudem nimmt man ca. 90% der Aromen am Rachen und Gaumen erst einmal über die Nase wahr - was den Einsatz von einem Spritzer der ätherischen Öle einer Zitrusfruchtschale durchaus rechtfertigt. Klar ist aber, dass damit immer der puristische Geschmackseindruck des G&Ts dezent verfälscht wird - Perfektionisten sollten also keine Verkostung mit Garnitur vornehmen. Auch die Rolle von hochwertigem Eis sollte keinesfalls unterschätzt werden - um eine übermäßige Verwässerung und somit Verfälschung des Geschmackseindrucks zu vermeiden. Und so sollte die Beweisführung für meine These hinreichend dargelegt sein: Mysterium Gin and Tonic - So komplex kann einfach sein!
Hier noch ein paar sehr hilfreiche, weiterführende Links zu dem Thema:
- alles über GT: ginspiration
- Fakten über Tonic: mixology
- Tonic Water Test: ginspiration
Über die Autorin Doreen Philipp
JUNIPER JACK PRODUKTE IM ONLINE-SHOP