Navy Strength Gin


Mal auf den Punkt gebracht: Was macht einen "Navy Strength" Gin aus? Wie schmeckt er? Wo kommt er her und welche Cocktail Rezepte eignen sich für ihn besonders gut? Here we go:

Bis vor Kurzem eher eine Schattengestalt in unseren Breitengraden - vor ein paar Jahrhunderten aber ein Protagonist: "Navy Strength Gin" - der Hochprozentige unter den Wacholder Destillaten. Tauchen wir ein in eine Spirituose, die Jahrzehnte prägte und ganze Heere der Navy beflügelte, wacker die Segel zu setzen. Welche dann wiederum so still ruhte wie der See - nur um letztendlich ein Comeback zu feiern, wie ein verschollen geglaubter Rockstar. Klären wir demnach erst einmal die Grundfragen:


1. Was genau ist ein "Navy Strength Gin"?

Summa summarum ist der auch als "pure Strength", "over proof", "gunpowder proof" oder "Faßstärke Gin" bezeichnete Vertreter der Wacholder Spirits keine eigene Kategorie. Seine spezielle Bezeichnung weist lediglich auf einen erhöhten Alkoholgehalt von mind. 100 British proof oder 57,15% vol. Alk. hin. Das entspricht 109 bis 114 amerikanischen Proof und hat einen geschichtlichen Hintergrund. Man möge sich an dieser Stelle fragen:


2. Was hat "Navy Strength" mit der Navy am Hut?

Wenig sarkastisch und tatsächlich wahr: Gin war in der Blütezeit der britischen "Royal Navy" (im 18. und 19. Jahrhundert) ein genauso wichtiger Bestandteil eines Schiffes, wie Steuerrad und Kanone. Er war essentiell wie Nahrung, Kleidung und Wasser. Dabei diente das Wacholder Destillat zum Einen dem Gemüt - frei dem Motto "Nur ein berauschter Seemann rauscht mutig auf die See!". Zum Anderen aber auch der Gesundheit. In heutigen Zeiten ggfs. ein kontroverser Ansatz - jedoch gang und gäbe als Großbritannien Ende des 17, Jahrhunderts zur Seemacht aufstieg. Aufgrund der Insellage nutze man die Flotte zur Verteidigung, ebenso wie zur Expansion. Kolonien In Indien, Amerika, der Karibik und Afrika waren die Folge. Auf den langen Seewegen war die Gesundheit der Besatzung demnach maßgeblich - und Gin trug, als eine Art wohlschmeckende Medizin, seinen Teil dazu bei. Tatsächlich taten sich die damaligen Seemänner schwer, ihre tägliche Portion an Zitronensaft zu schlucken - welcher aufgrund des hohen Gehalts an Vitamin C unter Anderem gegen Skorbut (Zahnausfall) eingesetzt wurde. Am Rande hier eine kleine Erwähnung des listigen Arztes Dr. Thomas Desmond Gimlette, welchem die Grundidee für den Cocktail "Gimlet" nachgesagt wird. Er setzte Zucker und den Alkohol des Gins gekonnt ein, um den frischen Zitrussaft länger zu stabilisieren. (Vorläufer dessen war übrigens der "Grog" - als Mischung von Rum, Zucker und Zitrone.) Und siehe da: Kein Matrose beschwerte sich je wieder über seine tägliche Vitamin Ration! Notiz am Rande: Tatsächlich erst im Jahre 1970 wurde die offizielle Ausgabe von Alkohol in der "Royal Navy" abgeschafft - und in New Zealand nicht einmal vor 1990. Die geliebte Tradition hatte also lange Bestand.


3. Warum sollte der Gin nun aber "gunpowder proof" sein, sprich "pure Strength"?

To make a long story short: Stürmische See und ungestüme Matrosen waren keine gute Voraussetzung, um das wertvolle Schießpulver unter Deck - gelagert direkt neben Lebensmitteln und Alkohol - trocken zu halten. Wurde es also vom Gin (oder Rum) besudelt, zündete es schlichtweg nicht mehr. Daher kam der offizielle Navy- Erlass, dass lediglich hochprozentiger Alkohol als Ration der Besatzung an Bord geführt werden darf (welcher den Schießpulver- Test auch besteht). Bei über 100 British Proof entbrannte das Kanonenfutter nämlich auch Gin- getränkt noch problemlos: Ohne Qualm, Rauch oder Fehlzündungen. Und wie man sich bereits denken mag, kam diese Regelung bei den wacholderverliebten britischen Seemännern äußerst gut an! Hatten Diese zuvor doch des Öfteren die Wirkungsdichte des flüssigen Proviants in Frage gestellt, wenn er von habgierigen Verkäufern (vermeintlich mit Wasser verdünnt) aus aller Welt an Bord gekommen war... Von nun an galt also beim Gin wie beim Pulver: Ein Schuss, ein Treffer!


4. Wieso ist der "Navy Strength" jedoch auch heute ein Volltreffer?

Schön dass Du fragst. Unterstellt man dem "Over Proof" Gin, geschmacklich einfach eine härtere Version seiner Selbst zu sein - so wird man ihm kaum gerecht. Er hat Power, ja. Er ist hochkonzentriert. Mit ihm ist nicht zu spaßen. Aber richtig destilliert kann er heutzutage - bei allem Alkohol - immernoch smooth sein. Genau darin liegt die Kunst - die zarte Seite des Kraftprotzes heraus zu kitzeln...


"Geht nicht, gibt´s nicht." - Die Challenge des "sanften Hulks"

Genau dieser Herausforderung stellte sich im Oktober 2016 eine sächsische Mikrodestille flüssiger Aromenkunst. Jörg Fiedler (Gründer) und Siegbert Henning (Destillateurmeister) sind die kreativen Köpfe hinter dem Geniestreich, welcher als "Wacholderbombe" bekannt geworden ist: "Juniper Jack" - ein echter London Dry Gin, der dir den Wacholder so richtig über die Ohren zieht. "Den kann man nicht mehr intensiver machen." stellte Gin- Experte Philip Reim 2016 beinahe schon ehrfürchtig in seinem Spirituosen Blog "Eye for Spirits" fest. Genau dies waren die Worte, welche Fiedler und Henning damals den Anstoß gaben. Ihr Gedanke: Geht es tatsächlich nicht noch intensiver? Wann ist das Ultimum für die Geschmacksknospen erreicht? Konnte man noch "zapfiger" destillieren?? "Ich hatte kürzlich von einem Navy Strength gelesen und Siegbert war direkt im Fieber." lacht Fiedler heute, in Erinnerung an die erste Charge des "Navy Strengths". Dieser war ursprünglich nur als Dankeschön für die treuen Abnehmer 


und Probanten ihres damals neuen, deutschen Gins angedacht. Meisterdestillateur Henning resümiert: "Dabei in den hochprozentigen Bruder des Juniper Jacks noch mehr Geschmack, aber keinen "sprittigen Eindruck" hinein zu kriegen, stellte uns auf die Probe." Denn "Mehr kann mehr" wäre hier ein Trugschluss: Der erhöhte Alkoholgehalt soll möglichst kein Stechen in der Nase provozieren - und außerdem den Gin Geschmack pushen, statt sich selbst in der Vordergrund zu stellen. Eine Challenge, die unzählige Proben und viel " Ping Pong" mit den aromagebenden Kräutern nach sich zog. "Die ätherischen Öle komprimierten den Geschmack noch stärker. Aber der Koriander war dabei eine richtige Zicke!" lacht Fiedler. "Es war ein permanenter Kampf - das Resultat schien nie linear." Zum Glück war Aufgeben keine Option. Der Erfolg des ersten Batches - welches viele Weitere in den Folgejahren nach sich zog - gab ihnen Recht. Die Basisrezeptur des "Pure Strengths" ist hierbei absichtlich dieselbe geblieben. Man bleibt sich und seinem Profil treu. Jedoch kommt der "kräftige Bruder" des Juniper Jacks gefühlt noch einen Zacken kräutriger um die Ecke - und der Nachhall am Gaumen ist immens. Dass ihn dennoch ein weiches und geschmeidiges Mundgefühl begleitet, sind das Resultat des Nicht- Filterns. Die ätherischen Öle konzentrieren sich im Gin, als feierten sie eine Party. Sie sorgen auch für den (bei Gin sehr selten anzutreffenden) Louché Effekt. Dieser lässt ihn bei Kälte "cloudy" werden und ist buchstäblich ein Spiegel für die Aromendichte. Fiedler formuliert ganz salopp: "Der Navy Strength tapeziert dir den Mund. Er malt den Gaumen förmlich aus." und beschreibt es damit herrlich anschaulich. Kein Wunder also, dass es den (übrigens tatsächlich Schießpulver getesteten) “Juniper Jack Navy Strength” mittlerweile dauerhaft gibt. Navy Strength - Challenge accepted. Challenge taken. Challenge won.


5. Welche Cocktail Rezepturen eignen sich nun besonders gut?

Hier spalten sich die Geister. Der eine Bartender bevorzugt einen kleinen Schluck im Tonic, für eine große Wirkung. Der Andere vermixt ihn am liebsten in klassischen Drinks und entdeckt so manch alten Hut ganz neu. Cocktail- historisch macht es dabei durchaus Sinn, sehr betuchte Rezepturen zu wählen, welche vor oder während der Prohibition datiert sind. Grund hierfür ist der Fakt, dass die Spirituosen damals im Allgemeinen stärker waren. Diese wurden aber zur Prohibitionszeit auch oft mit Zucker gesüsst, um stark alkoholische Kanten auszubügeln - was man beim heutigen Vermixen alter Rezepturen, durch die Zugabe von etwas Süße, einfach ausgleichen kann. Hier ein paar Prohibitions- Klassiker zur Anregung: 
  • the 20th Century Cocktail
  • the Corpse Revivor No.2
  • the French 75
  • the Bee Knee´s (auch bekannt als "Bebbo Cocktail")
  • the Pegu Club
  • the Seventh Heaven Cocktail
  • the Blue Moon/ Aviation Cocktail

Über die Autorin Doreen Philipp

Doreen ist seit 2005 als passionierte Barkeeperin, u.a. im Bayrischen Hof München und im Mandarin Oriental München, tätig. 
Als Poetin am Shaker jongliert sie ebenso gerne mit Worten, wie mit Zutaten.
Wir freuen uns sehr, Doreen für eine Reihe an Fachbeiträgen und Experteninterviews gewonnen zu haben. 
Doreen findest du alias gagacocktails auf Instagram
Viel Spaß beim Lesen und Genießen




JUNIPER JACK

Die Reaktion der Bevölkerung lies nicht lange auf sich warten. Häuser wurden mit schwarzen Stoffen verhüllt. Särge mit der Aufschrift „Madame Genever“ wurden demonstrativ durch die Straßen getragen. Theaterstücke wurden zur Aufführung gebracht. Darunter auch „The Death of Queen Gin“. Eine heroisch-komisch-tragische Farse. Geschrieben von Jack, Juniper, einem Geselle einer Brennerei, der soeben zum Poeten wurde. So beschreibt er sich und sein Werk auf der Titelseite selbst. Eine literarische Ohrfeige gegen den König und dessen Gin-Act. Prämiere war am 02. August 1736 im New Theatre in the Haymarket. Schlau war der „Wacholder Jack“ schon, sich diesen Decknamen zu geben. Und Humor wohl auch, denn seine Schauspieler waren „Botanicals“ u.a. Earl Lemon, Madame Orange und Lord Blackberry. In guter alter Shakespeare-Manier starben am Ende alle. War ja klar.

Sicher, er war ein lausiger Dichter, aber ein mutiger Rebell mit Sinn für Kultur! Das passt zu uns. Eine kleine Manufaktur im Haifischbecken der Industrie. Und so sind keine 24 Stunden vergangen bis wir unseren Helden und Namensgeber gefunden hatten. Es lebe der independent Spirit! Wer sich die Flasche übrigens genau anschaut, wird einige versteckte Hinweise auf die Geschichte von Juniper Jack finden. So entspricht das Zinnetikett der Form der damals verwendeten Eintrittsplakette für das Theater. Damals war Papier zu teuer. Die Plaketten konnte man einsammeln und wiederverwenden. Und so schreiben wir - mit unserer eigenen Geschichte - auch ein Stück weit die unseres Helden weiter. 

"Geht nicht, gibt´s nicht." - Die Challenge des "sanften Hulks"

Genau dieser Herausforderung stellte sich im Oktober 2016 eine sächsische Mikrodestille flüssiger Aromenkunst. Jörg Fiedler (Gründer) und Siegbert Henning (Destillateurmeister) sind die kreativen Köpfe hinter dem Geniestreich, welcher als "Wacholderbombe" bekannt geworden ist: "Juniper Jack" - ein echter London Dry Gin, der dir den Wacholder so richtig über die Ohren zieht. "Den kann man nicht mehr intensiver machen." stellte Gin- Experte Philip Reim 2016 beinahe schon ehrfürchtig in seinem Spirituosen Blog "Eye for Spirits" fest. Genau dies waren die Worte, welche Fiedler und Henning damals den Anstoß gaben. Ihr Gedanke: Geht es tatsächlich nicht noch intensiver? Wann ist das Ultimum für die Geschmacksknospen erreicht? Konnte man noch "zapfiger" destillieren??
"Ich hatte kürzlich von einem Navy Strength gelesen und Siegbert war direkt im Fieber." lacht Fiedler heute, in Erinnerung an die erste Charge des "Navy Strengths". Dieser war ursprünglich nur als Dankeschön für die treuen Abnehmer und Probanten ihres damals neuen, deutschen Gins angedacht. Meisterdestillateur Henning resümiert: "Dabei in den hochprozentigen Bruder des Juniper Jacks noch mehr Geschmack, aber keinen "sprittigen Eindruck" hinein zu kriegen, stellte uns auf die Probe." Denn "Mehr kann mehr" wäre hier ein Trugschluss: Der erhöhte Alkoholgehalt soll möglichst kein Stechen in der Nase provozieren - und außerdem den Gin Geschmack pushen, statt sich selbst in der Vordergrund zu stellen. Eine Challenge, die unzählige Proben und viel " Ping Pong" mit den aromagebenden Kräutern nach sich zog. "Die ätherischen Öle komprimierten den Geschmack noch stärker. Aber der Koriander war dabei eine richtige Zicke!" lacht Fiedler. "Es war ein permanenter Kampf - das Resultat schien nie linear." Zum Glück war Aufgeben keine Option. Der Erfolg des ersten Batches - welches viele Weitere in den Folgejahren nach sich zog - gab ihnen Recht. Die Basisrezeptur des "Pure Strengths" ist hierbei absichtlich dieselbe geblieben. Man bleibt sich und seinem Profil treu. Jedoch kommt der "kräftige Bruder" des Juniper Jacks gefühlt noch einen Zacken kräutriger um die Ecke - und der Nachhall am Gaumen ist immens. Dass ihn dennoch ein weiches und geschmeidiges Mundgefühl begleitet, sind das Resultat des Nicht- Filterns. Die ätherischen Öle konzentrieren sich im Gin, als feierten sie eine Party. Sie sorgen auch für den (bei Gin sehr selten anzutreffenden) Louché Effekt. Dieser lässt ihn bei Kälte "cloudy" werden und ist buchstäblich ein Spiegel für die Aromendichte. Fiedler formuliert ganz salopp: "Der Navy Strength tapeziert dir den Mund. Er malt den Gaumen förmlich aus." und beschreibt es damit herrlich anschaulich. Kein Wunder also, dass es den (übrigens tatsächlich Schießpulver getesteten) “Juniper Jack Navy Strength” mittlerweile dauerhaft gibt.
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